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Die Sehnsucht nach Leben

Wie politisch das zutiefst Private ist, skizziert Rubikon-Herausgeber Jens Wernicke in einem sehr persönlichen Hilferuf.

Als er 11 Jahre alt war, kam die Frau, die er Mutter nannte, überraschend des Nachts in sein Zimmer und sprach, die Stimme unverhohlen mit Hass erfüllt: „Vater ist tot. Er ist tot, weil du immer so ein böser Junge warst. Und er kehrt nie mehr zurück.“ Die Tür schloss sich, als die Mutter ging, und für ihn erlosch in diesem Moment nicht nur erneut das Licht in seinem Kinderzimmer, sondern zugleich auch das Licht der Sterne. Sein Universum verfinsterte sich und ein gewichtiger Teil seiner Seele starb seinem Vater nach. Für viele Monate, vielleicht Jahre, verlor er das letzte bisschen seiner Fähigkeit, zu lachen oder zu weinen. Dabei war der Vater, von dem diese Frau sprach, erst vor wenigen Jahren in sein Leben getreten und hatte ihn schließlich mit seiner Zustimmung adoptiert. In einer Welt voller Angst und Wahnsinn war er für kurze Zeit der einzig sichere Hafen für diesen Jungen gewesen. Etwas, das er bis dahin gar nicht gekannt hatte, und nach dem er den Rest seines Lebens auf der Suche sein würde.

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6 Gedanken zu “Die Sehnsucht nach Leben

  1. Ich Schicke dir 100,00 €. Ich weiß ehrlichgesagt nicht, warum das so ist, aber ich mag dich sehr und freue mich immer, wenn ich von dir lese. Auf Facebook hattest du meine Freundschaftsanfrage abgelehnt und das ist auch ok. so für mich. Du entscheidest, wem du vertraust. Ich möchte dir keine Ratschläge erteilen. Ich halte aber viel davon, miteinander zu reden. Deshalb schreibe ich dir jetzt auch wieder. Also wenn du magst, dann nimm mit mir Kontakt auf. Jetzt möchte ich nur 2 Sachen loswerden:
    1. Glaube nicht, dass dein Engagement für eine Welt, in der respektvoll miteinander umgegangen wird, oder anders gesagt, eine Welt, in der liebevoll miteinander umgegangen wird, eine Folge deiner Traumatisierung sein könnte.
    Das bist du und das verbindet dich mit uns.
    2. Glaube nicht, dass deine Fähigkeit, aus Worten Geschichten und Botschaften zu uns zu transportieren, unwichtig ist. Das ist dein Geschenk an uns, nicht nur an mich, an alle, die damit in Berührung kommen und ich bitte dich darum, dir selber das Versprechen abzunehmen, dass du uns mehr davon schenkst. Deine Texte transportieren etwas ganz besonderes, du berührst mit deinen Worten etwas in uns, dass berührt werden möchte, damit auch wir mit dir wachsen können. Der Weg ist nun mal kein leichter – er führt auch durch Matsch, Dreck und Müll. Lass dich weiter inspirieren und tu uns den Gefallen und schreib. Auch wenn es dir dreckig geht, bitte schreib! Was für dich wichtig ist, bitte schreib einfach. Und wenn du magst, ich freu mich, wenn du es mich lesen lässt.
    3. Auch ohne therapeutischen Beistand kannst du schon anfangen, dich zu lieben, dich zu Wertschätzen, dich zu spüren. Da ist Liebe und es liebt dich jemand. Es gibt jemanden, der dich wertschätzt und auch du schätzt dich – ich weiß das ist so. Du hast nur die Verbindung verloren. Deine Intelligenz war dein Rettungsanker – und du hast noch nicht mal dein Mitgefühl dabei aufgegeben. Welche unglaublich großartige Leistung von Dir. Da muss ganz viel Liebe sein, natürlich auch für dich selbst. Was anderes wäre nur eines: unnatürlich. Und jetzt machst du dich doch auf den Weg – vom unnatürlichen in Dir, zum natürlichen in Dir. Also, ich sehe einen wunderbaren, einen besonderen und einen wertvollen Menschen in dir, und deshalb schätze ich dich, ich habe großen Respekt vor dir und ich spüre eine große Zuneigung – nicht von Frau zu Mann, sondern von Seele zu Seele.
    Alles Liebe,
    Uta

    • jensejens schreibt:

      Liebe Uta, danke… Und zu Facebook: als Person des öffentlichen Lebens nehme ich als Privatperson grundsätzlich nur “Freundschaftsanfragen” von Menschen an, die mir persönlich bekannt sind. Alles andere geht viel zu schnell nach hinten los: private Bilder für Leute sichtbar, die einen hassen etc.? Insofern meint “Freundschaft” bei mir hier “wirklich bekannt und vertrauensvoll”. Herzliche Grüsse: Jens

      • Lieber Jens,
        passt schon. Ich hab genau die gegenteilige Erfahrung mit Facebook gemacht und Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Auch schon persönlich getroffen, oder geschrieben, telefoniert oder geskypt, gezoomt… bis nach England, Amerika, Indien, Mexiko, Finnland… Genau über Facebook hat sich mein Horizont erweitert in einem Ausmaß, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Nicht nur was Frieden anbetrifft, nicht nur was Glauben und Heilen anbetrifft, nicht nur was Umweltschutz anbetrifft oder politische Bildung. Nicht nur was gute Bücher lesen anbetrifft (von dir auch eines), nicht nur, was gute Musik anbetrifft oder wunderschöne Texte und Gedichte. Eben Herzensbildung und Inspiration – alles über Facebook. Ich hab mich auch gezofft und bin auch aus der Gruppe meiner Partei rausgeschmissen, von “Freunden” für immer gelöscht und in Kommentaren schrecklich oft übelst angegriffen worden, oder angemacht oder angebettelt. Na und? Das gehört zum Sammeln von Erfahrungen. Rubikon möchte ich jedenfalls z.B. nicht mehr missen. Das war mir Facebook wert.
        Und auch wenn ich dich persönlich nicht kenne, was ich geschrieben habe, habe ich auch so gemeint.
        Alles Liebe,
        Uta

  2. Hansruedi Dietiker schreibt:

    Lieber Jens
    Dein Aufruf hat mich bewegt, und ich habe in der Zwischenzeit auch einige deiner Interviews und Werke angesehen oder durchstöbert. Vor deinem neunten Anlauf, ins Leben zurückzukehren, habe ich grösste Achtung. Ich habe dir mal etwas Geld geschickt und hoffe, dass es andere mir gleichtun. Dein letzter Anlauf soll dir endlich das dir zustehende, hoch verdiente Glück bringen, das dich wieder mal lachen, geniessen, schmunzeln und Freude haben lässt an dem, was andere vielleicht zu wenig schätzen: am Leben. Danke für deine Offenheit, für deine starken Worte!
    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Hansruedi D.

  3. Barbara Lampert schreibt:

    Hallo Jens Wernicke,

    ich habe deinen Hilferuf gelesen und er hat meine Seele berührt.
    In meinem Bekanntenkreis gibt es kaum jemanden, der nicht elterngeschädigt ist. Sei es durch die Mutter, den Vater, oder sogar durch beide Elternteile. Bei mir war es „nur“ der Vater. Ich haßte ihn und wünschte mir so sehr, daß er einfach nicht da wäre. Meine Eltern sind früh gestorben, das war meine Chance. Rückblickend gesehen war aber alles was geschah wichtig und richtig für mich.
    Heute, mit 61 Jahren, haße ich ihn nicht mehr. Ich erkenne immer mehr, daß durch ihn mein Leben einen anderen Weg genommen hat. Mit meinem Partner zusammen konnten wir die Eltern sein, die ich mir immer gewünscht hätte. Für unsere Kinder waren und sind wir noch immer eine „krasse Horde“. Sicher keine perfekten Eltern, aber auf jeden Fall solche, auf die sie sich verlassen können und die sie lieben.
    Ich entschloß mich spontan dir 50.-€ zu überweisen. Meine Intuition sagte mir, daß auch diese Summe dir helfen kann. Ich denke, du brauchst sehr viel mehr Geld, ich weiß. Aber ist es nicht so, daß die vielen guten Gedanken, die du durch deinen Hilferuf bekommst, nicht auch sehr wichtig für dein Leben sind? Ich wünsche es dir.
    Ich liebe das Leben und bin sehr glücklich, daß ich es leben darf. Laß es bitte auch dich leben und vertrau, daß es weiß, was für dich richtig und gut ist.
    Alles Liebe und Gute
    Barbara

  4. Sofia schreibt:

    Lieber Jens
    Danke für diesen Text, der mich tief berührt. Bitte mach weiter so, es ist sehr wichtig, dass die Welt da draussen erfährt, was uns als Kindern widerfahren ist und was das für schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Inzwischen fast 70 Jahre alt, habe ich endlich die körperorientierte Traumatherapie gefunden, die Erleichterung und Fortschritte bringt; Kosten dafür muss auch ich selber tragen – Ironie unseres Schicksals.

    Deine Empfindsamkeit, Dein Einfühlungsvermögen sind ein Geschenk für mich, weil Du etwas für mich Elementares in Sprache umgesetzt hast.

    Hut ab vor Deinen Texten, Du bist ein sehr kostbarer Mensch! Liebe Grüsse Sofia

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