Gedichte...

Halt

Bitte zeig Dich
mit Deinen Nöten und Deiner Angst
in Deinem Unbill
Wollen und Eigensinn

Verbiege Dich nie
und paß Dich nicht an
nicht für mich
und niemanden sonst

Sag was Du denkst und brauchst
willst und nicht willst
was Du Dir wünschst
und was sich ändern muss weil es Dich stört

Setze mir Grenzen
und widersprich
enttäusche mich
und machs mir nie „recht“

Sage im Zweifel
stets Nein! zu mir
damit Du
bedingungslos Ja! zu Dir selbst sagen kannst

Steh zu Dir
sei einfach nur Du
und werde zu der
als die Du beabsichtigt warst

Gehe Deinen Weg nicht meinen
und verlier dabei
wenn nötig auch mich
auf der Suche nach Dir

Das gäbe mir jenen Halt
den es meint
einander auch wahrhaftig zu sehen
und hierdurch eines zu können:
sich aneinander zu reiben
um miteinander zu wachsen
sowie jeder für sich
und doch auch mit- wie neben- wie beieinander
vor allem aber
wirklich füreinander ein-
zu stehen

Standard
Gedichte...

Die Liebe will erwachsen werden

      und Dich auf Augenhöhe lieben

Nicht mehr Rat oder Halt geben wollen
sondern erinnern
dass das was richtig ist und trägt
nur aus dem eignen Innern
zu kommen vermag
und die Besinnung hierauf
wie auch Arbeit hieran
das Wegbesinnen von Äußerem meint
das Weg
auch von mir

Nicht mehr groß oder wichtig sein
und Verantwortung ab- oder übernehmen wollen
wo andere sich klein
oder bedeutungslos machen
sondern helfen
indem man nur noch hilft
sich selbst zu helfen
im Zweifel auch
indem man gar nicht hilft
Weil auch dies Hilfe ist:
dem andern
jene Verantwortung auch wirklich zu überlassen
die
weil sie seinen Namen trägt
und sein Leben meint
einzig ihm zu tragen gebührt
und niemandem sonst
auch nicht mir

Nicht mehr Auf- oder Fehlervermeidenhelfenwollen
sondern Fallen- und Falschmachenlassen
auch und insbesondere
wider die eigene Liebe und Angst
Denn nur wer stürzt und Fehler begeht
– und wer weiß schon
ob die eigenen für andere überhaupt solche sind –
der kann auch wachsen und gedeihn
und wirklich lernen
hierdurch und hieran:
Was gut tut und schadet
wie und dass man aufsteht nach jedem Fall
dass Laufen- eben auch Fallenlernen
wie Leben immer auch Leiden
und an dessen Ende Wiedergeborenwerden meint
Und dass schließlich
die Summe unserer Stürze und Fehler
die Summe unseres Leidens
die Grenzen unserer Weisheit und Freiheit ausmacht
auch bei mir

Standard
Seelisches...

Sublimierung

Dunkler Grund
(Eva Strittmatter)

Immer von neuem entsteht die Frage:
Was sollen wir tun?
Es gibt täuschende Tage,
Da scheinen wir in uns, gesichert, zu ruhn.
Wir kennen den Weg und wissen die Wahrheit.
Und die Erde ist ein für allemal rund.
Doch hinter der scheinbar äußersten Klarheit
gibt es noch einen dunkleren Grund.
Und Zweifel sind möglich und finden uns wieder,
wenn wir endlich mit uns im reineren waren.
Und so kann es geschehn: unsre süßesten Lieder
sind gepreßt aus unseren bittersten Jahren.

Weiterlesen

Standard
Gedichte...

Nähe

Ich bin dankbar

dafür, dass ich Dich kennenlernen durfte
und dass sich unsere Seelen fanden und berührten.

dankbar für Deine Offenheit und Dein Vertrauen,
Dich so zu zeigen, wie Du bist,
aber auch mich
wirklich und in Gänze zu sehen:
in meiner Kraft und Ohnmacht zugleich
und dennoch zu bleiben, nicht von mir zu gehen.

dankbar für Dein offenes Herz,
Deinen Humor, die Tiefe Deiner Seele, Deinen wachen Verstand,
für Deine Spontanität, Kreativität und Lebendigkeit,
Deine Wärme, Zärtlichkeit, Empathie,
Deine Ecken und Kanten
und so vieles mehr.

Ich liebe Dein Lächeln, Deine Zartheit, Deine Haut.

Ich sehe Würde, Stärke und Stolz,
unbändige Lust und den Willen zu leben,
betäubt noch von Angst
und falschen Pflastern so langer Zeit.

Ich bewundere die Kunst, die Du schaffst,
die Schönheit Deiner Bilder,
Deine Fähigkeit, andere mitfühlend zu fördern,
ihnen Mut zuzusprechen und ihre wahre Größe zu sehen,
die Wertschätzung Deiner Worte sowie behutsame Weise,
mit der Du treffsicher die empfindsamsten Briefe formulierst,
den Schalk in Deinem Nacken und das kleine Mädchen, das in Dir lebt,
all Deine bereichernde Freiheit, Frechheit und Nicht-Konformität.

Ich bin dankbar

dass ich mich in Dir zu sehen
und Dich in mir zu finden vermocht habe,
denn, das verstehe ich erst jetzt, ganz am Schluss:
was ich an Dir liebe und zu sehen vermag,
während Du selbst es erst spärlich erblickst,
das ist alles auch in mir
und schreit nach Leben und Wertschätzung
wie Deines bei Dir.

dankbar
dass ich, weil ich Dir nahe kam,
vieles in mir selbst
und in der Liebe zu Dir
auch jene zu mir wiederfand.

Standard
Gedichte...

Und uns bleibt immer noch Paris

Ich bin dankbar

für die Barfußwanderung mit Dir
unseren bekleideten Sprung in den Fluß
und den nächtlichen Freibad-Ausflug

die gemeinsamen Siege bei Tabu
wie auch bei Badminton und Volleyball

das Joggen am Fluß in den Sonnenuntergang
und den wieseliegenden Wolkentheaterbesuch hiernach

unsere Decke unter der Brücke am Fluß
und den Himmel voller Sterne über uns und ihm

den nächtlichen Blick von der Kauzenburg
unsere Aussicht vom Lenneberger Turm über das Mainzer Land
und die Wanderung an der Nahe mit Punkrock im Ohr

den Strauß Blumen von Dir für mich
das Miteinander-Lachen und Sich-Vergessen hierbei
sowie unsere gemeinsame Schaumstoffprügel-Schlägerei

die Känguruh- und sonstigen Geschichten auf der Schaukel
und Dich als Zofe und Prinzessin beim Mäuseroulette

für Deinen Auftritt beim Improtheater
das berührendste Geburtstagsgeschenk seit sehr langer Zeit
und all die Zettel unter meiner von Luftschlangen verhängten Tür

dass wir dabei waren
als Miss Piggy den Froschkönig küsste
und dass ein Kinderherz auch Dein Herz berührt

für die Kette um meinen Hals
sowie das Farbeklecksen, -werfen und -tupfen
auch auf der Haut, nicht nur auf Papier

eine Frau Doktor, die mich ob Deiner lächelnd durchschaute
Deinen Traum vom blauen Schmetterling
und all Deine Offenheit auch zu intimem Gespräch

„Vier Minuten“ in Deinem Arm
Dein verliebt-schüchternes Lächeln am Mittagstisch
die Wärme Deiner Hand in meiner
sowie unsere letzten selbstvergessen-zärtlichen Stunden im Spielplatz-Holzhaus

Standard