Fremdes...

Wie lange noch

Ist diese Müdigkeit
die mich plötzlich überfällt
der Mantel über alle Tränen
meiner Kindheit?

Sind diese Schmerzen
die mich quälen
eine Aufforderung
noch einmal
zurückzugehen?

Ist diese Gleichgültigkeit
die ich spüre
wenn andere leiden
die Angst davor
zu ihnen zu gehören?

Ich halte mich
mit aller Gewalt
gegen mich selbst
aufrecht.

Als Jugendlicher
stemmte ich manchmal
einen Sessel
mit den Zähnen hoch
in der Hoffnung
daß meine Schwächen
von soviel Stärke
widerlegt werden.

Heute stemme ich
mangels guter Zähne
keine Sessel mehr.
Die Art aber
Stärke zu zeigen
damit die Schwäche
übersehen wird
ist geblieben.

Wie lange noch
werde ich alles hinunterschlucken
und so tun
als sei nichts gewesen?

Wie lange noch
werde ich auf alle eingehen
und mich selbst
mit freundlicher Miene
vergessen?

Wie lange
müssen sie mich noch schlagen
bis dieses lächerliche Grinsen
aus meinem Gesicht fällt?

Wie lange noch
müssen sie mir ins Gesicht spucken
bis ich mein wahres
zeige?

Wie lange
kann ein Mensch
sich selbst nicht lieben?

Es ist so schwer
die Wahrheit zu sagen
wenn man gelernt hat
mit der Freundlichkeit
zu überleben.

Aus: Peter Turrini: Ein paar Schritte zurück: Gedichte

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